Schleswig-Holstein-Lese

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Kennen Sie das? Sie sind am Meer, lassen die Landschaft auf sich wirken und Ihnen gehen alle möglichen Dinge durch den Kopf. Gedanken an Vergangenes bahnt sich den Weg.

Strandgut
Tagebuchaufzeichnungen
von Berndt Seite

Holsteinische Schweiz

Holsteinische Schweiz

Ulrike Unger

Reethäuschen
Reethäuschen

Wer mit Schleswig-Holstein nur plattes Grünland assoziiert, der irrt. Gerade die norddeutsche Tiefebene Ostholsteins ist von einer vielgestaltigen Landschaft gezeichnet. Hier, zwischen Lübeck und Kiel, befindet sich die Holsteinische Schweiz.

Der Name der Region könnte den einen oder anderen verwirren, denn imposante Berge wird man in der Holsteinischen Schweiz vergeblich suchen. Die Namensprägung geht zurück ins 19. Jahrhundert, als die Schweiz noch als exklusives Reiseziel für Wohlbegüterte galt. Viele kleinere und unbekanntere Ferienorte gaben sich gern den Zusatz „Schweiz” um dieses Image des Außergewöhnlichen zu transportieren. So auch ein Hotelbesitzer in Malente, der sein Gästehaus „Holsteinische Schweiz” nannte, das bei Reisenden sehr beliebt war. Später übertrug man die Bezeichnung auf die gesamte Region.

Blick über den Ploener See
Blick über den Ploener See

Etwa 200 Seen machen die Holsteinische Schweiz zu einem Gewässer-Paradies. In diesem schönen nördlichen Urlaubsgebiet gibt es weitläufige, gut ausgebaute Radwege, die an den zahlreichen Seen, wie dem Großen Plöner See, Selenter See, Kellersee oder Postsee entlangführen. Vogelbeobachter kommen vor Ort ganz auf ihre Kosten, denn das Seepanorama lockt sehr unterschiedliche Wasservögel an. Im Frühjahr und Herbst finden hier große Zugvogelschwärme Rastplatz und Quartier. Ein vertrautes Bild geben Grau- und Kanadagänse ab, aber auch seltenere Arten tummeln sich auf dem Wasser, im Uferbereich oder den ausgedehnten Auen. Mit Geduld und etwas Glück lassen sich Kormorane, Kiebitze oder sogar Seeadler beobachten. In Ufernähe lebt der Kuckuck, zudem haben einige Uhu-Brutpaare ihr Zuhause im Naturpark Holsteinische Schweiz. Urige Flüsse und Bäche durchziehen die Hügel, Täler und lichten Wälder. Eine herausgehobene Stellung nimmt dabei die Schwentine ein, die von ihrer Quelle am Bungsberg, der höchsten Erhebung der Holsteinischen Schweiz, die Kette der Seen passiert und bei Kiel in die Ostsee mündet. Kanu-Sportlern bietet das Flüsschen ausreichend Gelegenheit zum Wasserwandern.

Das Ploener Schloss
Das Ploener Schloss
Vielerorts begegnet dem Besucher eine alte Kulturlandschaft, die ihre erste Besiedlung durch slawische Völker erfuhr. Hier und da schmücken archaisch wirkende Gutshöfe des einstigen Landadels die Ortschaften. Typische Kennzeichen dieser Gegend sind die von Menschenhand geschaffenen Wallhecken, die sogenannten Knicks, die einst das Ackerland begrenzten, vor Bodenerosion schützen und zur Holzgewinnung dienten. Heute sind die Knicks artenreiche, wertvolle Zuflucht für viele Kleinsäuger, Insekten- und Vogelarten. Zu den größten Städten der Holsteinischen Schweiz gehören Malente, das ehemalige Schusterstädtchen Preetz und die einstigen Residenzstädte Eutin und Plön mit ihren sehenswerten Schlössern. Eutin ist noch heute als das „Weimar des Nordens” bekannt, denn Mitte des 18. Jahrhunderts war die Stadt Zentrum des Eutiner Kreises um Graf Friedrich Leopold zu Stolberg, Johann Heinrich Voß und Friedrich Heinrich Jacobi. Regelmäßig verkehrten diese mit bekannten Künstlern wie Wilhelm von Humboldt, Friedrich Gottlieb Klopstock oder Matthias Claudius. Man erzählt sich die Legende, dass Klopstock mit dem Grafen zu Stolberg unter den heimlichen Augen einer Hofdame gemeinsam nackt im Eutiner See gebadet haben sollen. Nach diesem Vorfall habe das Fräulein entsetzt das Schloss verlassen.
Ploener See inmitten der Holsteinischen Schweiz. Karte by openstreetmap. Open Database License
Ploener See inmitten der Holsteinischen Schweiz. Karte by openstreetmap. Open Database License

Der berühmte Komponist Carl Maria von Weber, von dem die romantische Oper „Der Freischütz” stammt, war gebürtiger Eutiner. In Eutin gibt es außerdem die folgende Kuriosität zu bestaunen: einen Baum, der einen offiziellen Briefkasten in Form eines Astloches hat, die sogenannte Bräutigamseiche im Dodauer Forst.

Das „Land zwischen den Meeren”, als das Schleswig-Holstein oft bezeichnet wird, besitzt mit dem  Naturraum Holsteinische Schweiz neben der Nord- und Ostsee eines der wichtigsten Tourismusgebiete Norddeutschlands.

 

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Fotos: Ulrike Unger

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