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Martinsfest - Wir feiern Martini

Florian Russi

Kleine Broschüre mit Texten und Liedern zum Martinstag

Laterne, Laterne ... Im dunklen Monat November hält das Martinsfest einen Lichtpunkt für uns bereit. Vor allem Kinder freuen sich weit im Voraus auf den Martinstag, um mit ihren leuchtenden Laternen durch den Ort zu ziehen. Die Hintergründe zur Geschichte des festes und den traditionellen Bräuchensind in dieser Broschüre festgehalten. Mit einer Anleitung für eine selbstgebastelte Laterne, drei leckeren Rezepten und vielen Liedern, Gedichten und Reimen ist sie ein idealer Begleiter für jedermann.

Emanuel Geibel

Ulrike Unger

Im 19. Jahrhundert ist er aus den Bibliotheken der Bildungsbürger nicht wegzudenken. Er gilt als einer der populärsten Dichter seiner Zeit. Von ihm stammen das Frühlingslied „Der Mai ist gekommen" und anderes volkstümliches Liedgut, viele romantische Liebesgedichte, politisch-patriotische Lyrik und  dramaturgische Werke. Heute steht hinter dem Namen Emanuel Geibel ein Dichter mit vergangenem Ruhm.
Dass Emanuel Geibel in der Gegenwart nur noch wenigen Menschen ein Begriff ist, ist kurz nach seinem Tod kaum vorstellbar, ist er doch zu Lebzeiten ein hochangesehener Autor. Das Gedächtnis an Geibel ist besonders in seiner Heimatstadt und langjährigen Wirkungsstätte Lübeck dennoch wach geblieben.

Im Oktober 1815 kommt er hier als Sohn des Pfarrers Johannes Geibel zur Welt. Das Abitur absolviert er am Katharineum, um danach zunächst Theologie und klassische Philologie in Berlin und Bonn zu studieren. In Bonn lernt er unter anderem Karl Marx kennen. Die befreundete Frankfurter Schriftstellerin Bettina von Arnim vermittelt ihm eine Hauslehrerstelle in Athen. Auch andere Romantiker wie Adelbert von Chamisso und Joseph von Eichendorff gehören während seiner Berliner Studienzeit zu seinem Freundeskreis. Als Geibel aus Griechenland zurückkehrt, entstehen seine ersten romantischen Gedichte. Man berichtet, dass er es sich bald zur Gewohnheit macht, in traditioneller griechischer Kleidung und Wasserpfeife durch die Lübecker Altstadt zu spazieren.

Der Tod der Mutter 1841 stürzt ihn in eine existentielle Krise, in der sich immer stärker sein Wunsch Dichter zu werden, herauskristallisiert. Ein bürgerlicher Berufsweg ist für ihn fortan ausgeschlossen. Sein berühmtes Mailied wird zum Ausgangspunkt seiner Schriftstellerkarriere: Als man ihn zu Studienzwecken nach Schloss Escheburg bei Kassel bittet, nimmt er diese Einladung kurzerhand an und macht sich zu Fuß auf den Weg. Die erblühende Natur auf dieser Wanderung inspiriert den 26-jährigen jungen Mann zu dem Text von „Der Mai ist gekommen" und gibt seine neue Lebensfreude, Hoffnung und Aufbruchsstimmung nach der Krise wider. Später vertont Justus Wilhelm Lyra den Text zum Lied, welches bis heute am Vorabend des 1. Mai in Lübeck öffentlich gesungen wird. Mit Lyra und zwei weiteren Studienfreunden gibt Emanuel Geibel zwei Jahre nach der Entstehung des Frühlingslieds die Sammlung „Deutsche Lieder" heraus. Seine Lyrik spricht sich bis an den Hof des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. herum, der zum Bewunderer seiner Kunst wird und Geibel mit einer lebenslangen Pension von 300 Talern großzügig bedenkt. Das Wohlwollen des Königs gilt vor allem den preußenfreundlichen Inhalten vieler Gedichte. Ohne finanzielle Sorgen kann er sich nun ganz seiner Dichtung widmen und unternimmt zahlreiche Reisen ins Ausland. In den nächsten Jahrzehnten, die zu den produktivsten seines Lebens werden, entsteht eine Unmenge an Dramen, Gedichten, Liedern, Schauspielen und Übersetzungen, die seinen Rang als angesehenen Schriftsteller festigen.

Geibel macht aus seiner politischen Gesinnung nie einen Hehl. So mag es auch nicht verwundern, dass er sich offen für die Bestrebungen der Vormärz-Bewegung einsetzt. Die demokratischen Einheitsforderungen des Jungen Deutschland begleitet er mit patriotisch-politischen Gedichten. Im Gegensatz zu den Jungdeutschen sollte Geibels Vorstellung von einer nationalen Einheit im Angesicht der Zersplitterung durch die Fürstentümer allerdings mit einer Führung durch den Kaiser einher gehen. Die Textzeile „Und es mag am deutschen Wesen / Einmal noch die Welt genesen" aus dem Gedicht „Deutschlands Beruf" (1861) bringt Emanuel Geibel später ungerechtfertigt in Verruf. Während des Deutschen Reiches eignen sich die Nationalsozialisten den Vers an und missbrauchen ihn für ihre Zwecke, so dass Geibels ursprüngliche Aussage – der Wunsch nach einem geeinten Deutschland – bedeutend verfälscht wird.

Als Professor für Literatur und Poetik lebt Geibel längere Zeit in München und gehört dort bis 1864 zur Tafelrunde Maximilians II. Nach dessen Tod verliert er alle Vergünstigungen, die ihm der bayrische König eingeräumt hatte und kehrt nach Lübeck zurück. Hier wird er schließlich mit Ehrungen überhäuft, erhält die Ehrenbürgerwürde und ein stattliches Auskommen von Preußenkönig Wilhelm I. für seine Dichtung. Weiterhin gibt er Lesungen, privat sowie öffentlich und gastiert als äußerst beliebter, charmanter und gebildeter Autor in Adels- und Bürgerkreisen und seine Dichtervorträge werden zum Publikumshit.
Sein Begräbnis 1884 gleicht einem Staatsakt.

 

Auch wenn seine Lyrik heute den Zeitgeschmack überlebt hat, ist der Dichter ein Teil Lübecks und zumindest die Erinnerung an ihn hier nach wie vor lebendig. Im Oktober 2015 begeht seine Heimatstadt Emanuel Geibels 200. Geburtstag.

 

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Quellen:

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