In der Tat werden auf Sylt die einzigen Austern (Sylter Royal) in Deutschland gezüchtet, ob darin Perlen gefunden werden, ist nicht bekannt, umso bekannter sind jedoch die touristischen Perlen.
Lassen Sie uns gemeinsam auf die Perlensuche gehen!
Sie müssen dazu nicht tauchen, sondern besteigen den ADLER-Cat an einem sonnigen Morgen im Cuxhavener Hafen und starten mit dem freundlichen Team um Kapitän Peter Freisel in Richtung Hörnum, wo unsere Rundreise beginnt.
Starten wir in Wenningstedt, Anziehungspunkt für rund eine Million Gäste im Jahr, was zeigt, dass Wenningstedt ein „Familienbad“ ist.
Am weißen Strand unterhalb des berühmten Roten Kliffs sitzt man entspannt im Strandkorb und kann den Kindern, die im feinkörnigen weißen Sand spielen, zuschauen, Naturfreunde können in der Heidelandschaft ihrer Wanderlust frönen oder man bewundert im Sonnenuntergang das Rote Kliff, der die 30 m hohen Klippen in purpurrotem Licht aufleuchten lässt.
Manche Perlen sind bekanntlich besonders teuer, was sicherlich in vieler Hinsicht für Kampen gilt. Das mondäne Kampen hat den Ruf der Insel als die Insel der Reichen und Schönen begründet. Hier wohnten, um nur ein paar Namen zu nennen, Thomas Mann, Marlene Dietrich oder heutzutage Karl-Heinz Rummenigge, Reinhard Mey, Günther Jauch oder Dieter Hallervorden.
Von Weltruf ist der Kampener Strönwai, alias „Whiskeymeile, an dem jede Menge Restaurants, Bars und Diskotheken liegen und wo die Auslagen in den Schaufenstern dazu einladen, die Belastbarkeit der Urlaubskasse zu testen.
Im Jahr 1950 eröffnet dort das bizarrste Lokal, das die Insel bis heute gesehen hat: Der „Ziegenstall“.
Der Name war Programm: Holzbänke, Melkschemel und Futterkrippen prägten das Innere des Lokals, das Valeska Gert – eigentlich Gertrud Valesca Samosch – eine durch und durch unkonventionelle und exzentrische Dame eröffnete. Anstelle des Lokals steht heute ein Wohnhaus.
Apropos die Urlaubskasse austesten: Hat man nach einem Besuch in Kampen noch diesbezüglich Reserven, dann sollte einem Besuch des Restaurants Sansibar nichts im Wege stehen. Im Weinkeller, einem Gewölbe unter dem Gebäude der Sansibar lagern 30.000 Flaschen, verteilt auf 1.100 Positionen, sodass Sie zu jedem der 200 angebotenen Gerichte einen korrespondierenden Wein finden werden.
So gestärkt – geht es zu unserer letzten Perle, Keitum, dem grünen Herz der Insel.
Prächtige Kapitänshäuser mit den typischen reetgedeckten Dächern und gepflegten Gärten voller Stock- und Buschrosen bestimmen das Bild des Sylter Dorfes Keitum.
Es gilt vielen Besuchern als der malerischste Ort der Insel. Diese teilweise jahrhundertealten Häuser sowie die typischen Friesenwälle aus Feldsteinen, welche die Grundstücke umgeben, sind ebenfalls charakteristisch für das Ortsbild.
Die historischen Anwesen erinnern an eine Zeit, als Sylt noch keine Urlaubsinsel war, sondern die Inselbewohner vor allem vom Walfang lebten.
Hierzu sei ein kurzer Exkurs erlaubt:
Der berühmteste, da erfolgreichste Walfänger war wohl Petersen de Hahn, Lorens (*? September 1668 Rantum, † 4.3.1747 Westerland).
Auf neun Fahrten erbeutete er 59 Wale, darunter 18,5 Wale allein im Jahre 1701; 1703 übernahm er das dänische Walfangschiff „De Stadts Welvaert“ und fing in 29 Jahren weitere 110 Wale. Da jedes Tier mehrere Tausend Taler wert war, stieg Petersen de Hahn zum wohl reichsten Bürger der Insel Sylt auf.
Er hinterließ bei seinem Tod ein Vermögen von etwa 100.000 Reichstalern, was nach heutiger Währung etwa acht Millionen Mark entsprechen würde.
Interessant ist sicherlich auch ein Spaziergang über den Friedhof von Keitum:
Dort befinden sich mehrere alte Gräber von Seefahrern und Walfängern. Die Inschriften auf den Grabsteinen künden von den teils abenteuerlichen Lebenswegen der Verstorbenen, so etwa die Grabplatte des Walfängers Hans Hansen Teunis, der schon als Neunjähriger zur See fuhr und 47 Seereisen absolvierte.
Hier fanden auch Rudolf Augstein und Peter Suhrkamp ihre letzte Ruhestätte.
Besuchen Sie dabei auch das älteste Bauwerk, die St. Severins Kirche, dann achten Sie auf die beiden eingemauerten Feldsteine am Turm. Einer Sage zufolge handelt es sich bei diesen zwei in die Westwand des Kirchturms eingebauten Feldsteinen um die Grabsteine der Schwestern Ing und Dung, die den Bau des Turms finanziert haben sollen.
Keitum bietet auch eine weitere Kuriosität: den nördlichsten Weinberg Deutschlands.
An den Weinstöcken wachsen Trauben, um alljährlich zwischen 1.100 und 1.500 Liter Weißwein zu keltern, aus berufenem Mund ist dieser Wein „friesisch herb“, eine Eigenschaft, die man gewöhnlich einer Biersorte zuordnet.
Überlassen wir das Schlusswort der Band Die Ärzte mit ihrem Songtext:
„.. Oh ich habe solche Sehnsucht,
ich verliere den Verstand,
ich will wieder an die Nordsee,
ich will zurück nach Westerland…“
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Fotos: Herbert Kihm.