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Ein literarisches Denkmal für den großen königlich-preußischen Architekten und Baumeister Karl Friedrich Schinkel.

Schloss am Strom
Roman
Schloss Eutin

Schloss Eutin

Ulrike Unger

Neben den Schlössern Gottorf und Glücksburg ist Schloss Eutin das prominenteste in Schleswig-Holstein. Es besitzt nicht nur einen der schönsten Landschaftsgärten Norddeutschlands, sondern ist auch bekannt für seine wertvolle, gut erhaltene Stuckornamentik.

Wer über die steinerne Brücke, über den mit Seerosen besetzten Schlossgraben auf das Gelände getreten ist, wird von dem hellen Innenhof der Vierflügelanlage in Empfang genommen. Die Wände, die aprikosenfarben gestrichen sind, verbreiten das warme Flair eines  toskanischen Landhauses. Ein runder Springbrunnen plätschert in der Mitte des Hofs. Oleander blüht in großen Töpfen am Eingangsportal und weiße Holzbänke lehnen zwischen sauber geschnittenen Kletterrosen an den alten Mauern.

Hier im Schloss Eutin erhält der Besucher Einblicke in die herrschaftliche Wohn- und Lebenskultur der Residenz des Hauses Oldenburg, die vor Ort noch immer sehr präsent ist. Der Schlosskomplex ist aus historischer Architektur gewachsen und verfügt über eine äußerst hochwertige, originale Ausstattung von überregionalem kulturgeschichtlichem Wert.

Dass viele Wurzeln einstiger Weltpolitik im Schloss Eutin liegen, erfährt man erst auf den zweiten Blick. Aber in der Oldenburger Residenz verästeln sich dynastische Verbindungen zu großen anderen Herrscherhäusern ganz Europas. Nach Dänemark, Schweden, ja, sogar nach Russland. Der Großvater Katharinas der Großen stammte aus Schloss Eutin. Katharina, die damals noch die junge Prinzessin Sophie Friederike von Anhalt-Zerbst war, hat als Mädchen öfter mit ihrer Mutter im Eutiner Schloss verweilt. An diesem Ort traf sie auch das erste Mal mit ihrem ungeliebten Gatten, dem späteren Peter III. zusammen. Nach ihrer Hochzeit mit ihm ist sie nie wieder nach Eutin zurückgekehrt.

Die ursprünglich mittelalterliche Bischofsburg der Fürstbischöfe von Schleswig-Holstein-Gottorf wurde zwischen 1717 und 1727 vom Hofbaumeister Rudolf Matthias Dallin zu einer repräsentativen Schlossanlage im Sinne des Hochbarock umgebaut. Ab 1815 wurde das einstige Herzogtum Oldenburg zum Großherzogtum. Um 1800 erlebte das Schloss durch den charismatischen Herzog Peter Friedrich Ludwig, von den Eutinern liebevoll PFL genannt, eine kulturelle und gesellschaftliche Blütezeit. Peter Friedrich Ludwig war ein großer Freund der Aufklärung und berief viele Künstler und Gelehrte aus dem Goethekreis an den Hof. Darunter waren Graf Friedrich Leopold von Stolberg, Johann Heinrich Voß, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Friedrich Heinrich Jacobi, Georg Heinrich Ludwig Nicolovius, Johann Caspar Lavater und Friedrich Gottlieb Klopstock. Herzog Peter Friedrich Ludwig ging als „Vater von Eutin” in die Stadtgeschichte ein. Unter ihm formierte sich der kleine Ort zum vielgerühmten „Weimar des Nordens”. Dem Weserfürst, wie ihn der Schriftsteller Ernst Moritz Arndt nannte, sind viele soziale Errungenschaften während seiner Regentschaft zuzuschreiben. So setzte er sich für umfangreiche gesetzgeberische Maßnahmen als Grundlage für ein menschenwürdiges Zusammenleben der Untertanen im Staat ein, förderte das Bildungswesen und den Bau eines Hospitals. Zudem waren ihm Prunk und Verschwendungssucht verhasst. Er bevorzugte ein schlichtes Auftreten.

So manchen kleinen Schatz gibt es im Eutiner Schloss zu entdecken. In der Schlosskirche zum Beispiel befindet sich eine originale Schnitger-Orgel. Der stilbildende norddeutsche Baumeister Arp Schnitger galt seinerzeit als einer der besten seiner Zunft. In den dekorativen ehemaligen Gemächern mit ursprünglichen wertvollen Wandbespannungen und Gobelins atmet man noble Schlossgeschichte, ob im prächtigen gelben Salon, im Europazimmer mit seiner filigranen Stuckdecke oder den Gästezimmern, in denen hinter vermeintlichen Schranktüren manch wunderliche Geheimnisse preisgegeben werden.

Der ruhige, weitläufige Schlossgarten am Großen Eutiner See mit seiner eindrucksvollen Allee aus alten majestätischen Linden geht auf Herzog Peter Friedrich Ludwig zurück. Er ließ den von 1787 bis 1803 vorhandenen barocken Garten in den bis zum heutigen Tag existierenden englischen Landschaftsgarten umgestalten. In jedem Jahr finden in diesem Schlossgarten die Eutiner Festspiele statt, die Publikum aus aller Welt in die kleine ostholsteinische Stadt strömen lassen.


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Quelle:

Juliane Moser/ Tomke Stiasny: Schloss Eutin. Berlin, München: Deutscher Kunstverlag 2010.

 

Fotos: Ulrike Unger

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